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Siegfried Kreitner

Minimalkinetik - Siegfried Kreitner

Siegfried Kreitner
Biografie

1967 geboren in Simbach am Inn
1996 Studium der Bildhauerei; 
Hochschule der Künste Berlin
1997 New York Studio School Of Drawing Painting 
And Sculpture.
1998 Studium an der Akademie der bildenden Künste München
1999 Meisterschüler bei Prof. David Evison; 
Hochschule der Künste Berlin
2000 Staatsexamen; 
Akademie der bildenden Künste München
2001-04 Assistent bei Prof. Fridhelm Klein und
Prof. Mathias Wähner; Akademie der bildenden Künste München.
seit 2005 Lehrauftrag für kinetischen Objektbau an der Akademie der bildenden Künste München.

Ausstellungen

2000 Zeche Waltrop, Dortmund-Mengede, mit Peter Vogel, Kybernetik
2002 Kunst & Museum Hollfeld
Kunstverein Passau, St. Anna-Kapelle, mit Werner Meier, Graphiken
2003 Galerie Katja Rid, München, 
mit Annegret Hoch, Malerei
2004 Gesellschaft für Kunst und Gestaltung, Bonn
Forum Konkreter Kunst Erfurt
Galerie Katia Rid München
Galerie Royal München
2005 Kahnweilerhaus, Rockenhausen
Galerie Tobias Schrade, Ulm
2006 Rhythmus des Sehens; Bellevuesaal Wiesbaden; mit Horst Gander
2007 „zusammen räumen“ ; Wilhelm Hack Museum Ludwigshafen; mit Annegret Hoch
„zusammen räumen“; Kunstverein Landshut; mit Annegret Hoch
Galerie Tobias Schrade; Ulm
Art Box - Positionen im Dialog; Kunsthalle Dominikanerkirche Osnabrück
2008 Projektraum 4; März Galerie Mannheim
„der blaue und der linke Winkel“; Cordonhaus Cham; mit Annegret Hoch
„licht bewegt“ Galerie Hoffmann; Friedberg mit Karl Duschek und Jan van Munster
2009 „Maß nehmend“ aus der Serie 
„zusammen räumen“; Kunstverein Kirchzarten, 
mit Annegret Hoch


Ausstellungsbeteiligungen (Auswahl)

1998 "Was uns Auffiel" Galerie Michael Schultz, Berlin.
1999 "Ribolito" Seidelvilla München
"travelnet artists" Galerie der Künstler, München
2000 "Akademie INS Haus der Kunst" Haus der Kunst München
"Große Kunstausstellung 2000" Haus der Kunst München
2001 Edition & Galerie Hoffmann Görbelheimer Mühle
Bosch Förderpreis Workart 2001 Flughafen Stuttgart
2002 "Drehen, Kreisen, Rotieren - Städtische Galerie Würzburg/
Kunst in Bewegung" Kaiserslautern/ Heidenheim/ Ahlen
Endrunde, Preis der Darmstädter Darmstädter Ziegelhütte
Sezession
Saar Ferngas Förderpreis Wilhelm - Hack - Museum
Ludwigshafen, Kunstverein Trier
2003 Internationale Panoramakonferenz Altötting, mit Annegret Hoch, Malerei
Weg und Werk Schloss Wertingen
"Gehäuse" Kunstverein Eisenturm Main
2004 Gruppe K5 plus 1 Herrenhof Mussbach, Neustadt adW
Assistenten der Akademie Target und Partners; München
2005 Lux-us Lichtkunstpreis Lüdenscheid
Innenstadt-Offensive Hessen Eschwege
2006 Kinetische Kunst, Galerie Stefan Vogdt; München
2007 LUX-US, Lichtkunstpreis der Stadt Lüdenscheid
LICHTBERLIN, Parcours Tiergarten
„Steht bloß rum und ist nackt?“ Edwin Scharff Museum; Neu-Ulm
2008 „Im Wege stehend V“, Kreisstadt Schwetzingen

Siegfried Kreitner

Sammlungen

2003 Kinetisches Lichtobjekt „II 2003“; 
Pfalzgalerie Kaiserslautern
2005 Breathing Cube, Essebach 1998/2005; Europäisches Patentamt München
2006 V 2002/04 , Essenbach 2002/04; Centrum Kunstlicht in de Kunst Eindhoven
Malteserkreuz blau; Sammlung Ruppert 
Kulturspeicher Würzburg
2007 Kleinplastik 2006; Edwin Scharf Museum; Neu-Ulm
2008 „Royal“ Rathaus Cham
„Schichtwechsel“; mit Annegret Hoch 
(Installation im Institut für Oberflächen und Schichtanalyse ( IFOS ); Kaiserslautern)
2009 II 2002; Museum Ritter; Marli Hoppe-Ritter-Stiftung

Kunst im Öffentlichen Raum:
2008  „Schichtwechsel“; mit Annegret Hoch
Installation im Institut für Oberflächen u

Preise
Auszeichnungen

2000 2. Preis Kunstpreis 2000 des Landkreises Gifhorn
2000 2.Preis Fa. Rohwedder AG Bermatingen
2002 2. Phase Altstadtsanierung Mainburg, Skulptur 
auf dem Griesplatz
2003 1. Preis "Weg und Werk" , Stadt Wertingen
1. Preis "Gehäuse", Kunstverein Eisenturm Mainz
2006 1. Preis der Darmstädter Sezession für Bildhauerei
2007 1. Preis der Bosch-Rexroth AG 
„The Art of Drive and Control“
2009 Sickingen Kunstpreis
Preis der Dr. Franz & Astrid Ritterstiftung

Die Säulen der Bewegung Minimalkinetische Objekte

Klaus Honnef über die Arbeiten von Siegfried Kreitner
 
Sie sind schlank, manchmal auch flach und bodenständig. Und selten kompakt. Sie wirken wie technische Geräte und dienen gleichwohl keinem besonderen Zweck. Viele leuchten; bald in anhaltender Dauer, bald in bestimmten Rhythmen. Das verwendete Material und die Präzision der Fertigung verleihen ihnen eine bestechende Eleganz. Sie erwecken den Eindruck von Vollkommenheit, als hätte eine Maschine sie geschaffen und kein Mensch Hand an sie gelegt. Nichts desto weniger verkörpert sich in ihnen ein gutes Stück sorgfältigster Handarbeit. Ganz nebenbei weisen sie den gern beschworenen Gegensatz von Handwerk und Technik in der Kunst dem Reich geläufiger Vorurteile zu.Denn keine Maschine, sondern der Künstler Siegfried Kreitner hat sie hergestellt, die Stelen, Zylinder, Würfel und Kästen, die einen opak, die anderen transparent, die dritten sowohl als auch. Die klassische Säule lieferte ihm häufig Anregung und Orientierung. Doch anders als die klassischen Säulen tragen seine Stelen nichts. Zudem offenbaren sie ihr Inneres, zumindest partiell. Statt Trageleistungen verrichten sie optische Schauspiele.Wer sich auf die Objekte einlässt, gerät rasch in ihren Sog. Je länger, desto intensiver. Zunächst faszinieren sie. Dazu trägt die technische Perfektion ebenso bei wie das Material – bevorzugt Aluminium, Acrylglas und Neonröhren. Eine nicht geringe Faszination übt das kinetische Element aus, die beständige Bewegung, in der sie sich dank des Einsatzes von Motoren befinden. Sie bewegen sich, sind aber selbst nicht beweglich.Vor allem aber fasziniert das reibungslose und geschmeidige Ineinandergreifen von beidem. Einen leichten Schwindel könnte es bei einigen Betrachtern hervorrufen, zumal, wenn sie die Objekte umrunden. Dabei stellen sich wachsend Irritationen ein. Fragen kommen auf. Die physische Bewegung befördert das Denken. Denken sei Plastik, hat schon Joseph Beuys proklamiert. Im Kopf verschalten sich die entsprechenden Module.Kreitner hat für seine Kunst einen treffenden Begriff geprägt: Minimalkinetik. Er siedelt sie im Horizont von zwei zentralen Positionen moderner abstrakter Kunst an: Kinetik und Minimalismus. Bislang galten sie als eher polar. Zumal, wenn sie mit dem Phänomen Kunst verbunden wurden. Die kinetische Kunst gab sich vergleichsweise barock, die minimalistische entsprechend asketisch. Kinetik ist zur Metapher geworden, um die individuelle Erfahrung der modernen Welt in einem Wort zu fassen, und im Minimalismus kulminiert das „weniger ist mehr“ einer funktionalistischen Moderne. Vielleicht bedeutet Minimalkinetik eine auf ihre Essenz, konkret: eine auf ihre Notwendigkeit reduzierte Bewegung. Die Notwendigkeit besteht im anschaulichen, psychophysiologischen Nachvollzug. Nur wenn die Bewegung zum Selbstzweck wird, sich sozusagen im Stillstand aufhebt, wird sie minimalistisch. Da überblenden sich auch Natur- und Geisteswissenschaft.Unzweifelhaft sind Kreitners minimalkinetische Objekte Zeugnisse einer künstlerischen Moderne. Sie erzählen und illustrieren nichts. Sie teilen deren Anspruch auf Autonomie; aber nicht die Hermetik. Ihr Verhältnis zur kinetischen wie zu minimalistischen Kunst ist dennoch zugleich nah und weit entfernt. Weder erschöpfen sie sich im hektisch-verwirrenden Getriebe noch im erratischen Schweigen des Unveränderlichen. Ihre Bewegungen sind langsam, gemessen, sanft. Ihr Licht blendet nicht, es leuchtet aus sich wie in den Gemälden Vermeers. Die Strenge des Geometrischen ist aufgebrochen, das Spielerische beherrscht das Rationale, nicht umgekehrt. Und täuscht nicht alles, blitzt mitunter ein Körnchen Humor auf. Eine Stele aus Aluminium im Durchmesser von elf Zentimetern und zwei Meter Höhe aus drei Einzelteilen strebt nicht wie Brancusis Säule unausgesetzt ins Unendliche, sondern knickt ab, der mittlere und der obere Teil sind beweglich, und es scheint, als würde sich die Stele leicht torkelnd statt kompromisslos in die Höhe schrauben. Eine menschliche Dimension haben viele Beobachter in und an den Objekten gesehen, ohne dass der Künstler seine Werke in irgendeiner Form anthropomorphisiert.In jüngerer Zeit ist die Farbe hinzugetreten. Dadurch verlagert sich die Bewegung von der primär dingrealen Ebene in verstärktem Maße auf die Ebene der visuellen Wahrnehmung. Das Ergebnis ist ein Zugewinn an Komplexität. Die visuelle Wahrnehmung schließt rationale und emotionale Reaktionen kurz. Durch präzis gesteuerte Abläufe realisiert sich die Farbe als sichtbar gewordene Energie. Das zur Farbe destillierte Licht pulsiert und scheint drauf und dran, die materielle Hülle der Objekte virtuell zu sprengen.Obwohl Siegfried Kreitner das Terrain der Kunst nie verlässt, fällt es nicht schwer, seine Objekte vor der Folie wachsender Unsicherheiten auf die Erfahrungswelt zu projizieren. Sie verdanken sich einem spielerischen Impuls. Wie sämtliche umwälzenden Erfindungen der neueren Geschichte. Das Prinzip des „trial and error“ führt zu ihrer Gestalt. Auf detaillierte Vorzeichnungen verzichtet Kreitner. Ein mögliches Scheitern ist dem Vorgehen des Künstlers eingeschrieben. Doch nicht minder die Möglichkeit, etwas noch Unvorstellbares zu entdecken. „Die große Hoffnung für die Welt ist, dass, während wir mit der Welt und unseren Erfahrungen spielen, wir die Chance haben, das beste Ergebnis zu wählen“ (Nassim Nicholas Taleb). Auf dem Weg dahin ist Siegfried Kreitner.