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Michael Waitz

Malerei - Michael Waitz

Malerei 2011 bis 2016 - Michael Waitz

Michael Waitz
Biografie

geboren in Coburg, Bayern
1989 Studium der Malerei und Graphik an der Hochschule der Künste Berlin bei Prof. Hirsig und Prof. Fußmann
1995 Absolventenprüfung mit besonderem künstlerischen Erfolg
 Meisterschülerjahr bei Prof. Klaus Fußmann
1996 Meisterschülerernennung
künstlerischer Assistent an der Hochschule für Bildende Künste Dresden
1997 freischaffender Maler und Graphiker in Berlin
1998 Aufenthalt in Tanzania
2003 Mitglied der Münchener Secession
2007 „The Etching Cookbook“, Grafikprojekt mit Pelle Shaibu, Tanzania-Berlin
2011 Aufenthalt in Bamako, Mali

Ausstellungen

1989 Klasse Hirsig, Villa Oppenheim, Berlin 
1990 Orangerie am Kalenderplatz, Berlin 
1991 Galerie Mulack 23, Berlin 
1992 "Richtungen-Wandlungen", Hochschule für Bildende Künste, Dresden
1994 Rundgang, HdK Berlin 
1995 "Werkstattdrucke", Radierwerkstatt der HdK Berlin 
"Menschenbilder", Galerie der Stadt Kronach Galeri Vasa, Falun, Schweden 
Klasse Fußmann, HdK Berlin
1997 Galerie Eva Poll, Berlin 
Kunstverein Friedrichstadt, Berlin 
1998 Galerie Tobias Schrade, Berlin
Willy Brandt Haus der SPD, Berlin 
1999 Galerie Schloß Mochental, Ehingen 
Haus der Kunst, München 
Galerie Meyer, Lüneburg 
Kunstverein Friedrichstadt, Berlin 
2000 Haus der Kunst, München 
2001 "Klaus Fußmann und 7 Meisterschüler", Galerie Schloß Mochental, Ehingen Kunstverein Rosenheim
2002 Galerie Tobias Schrade, Ulm 
Haus der Kunst, München 
Kunstverein Rosenheim 
"merzSalon", Galerie Brusberg, Berlin 
"Das kleine Format", Galerie Schrade, Karlsruhe 
2003 Haus der Kunst, München 
Galerie Tobias Schrade, Ulm 
Kunstverein Rosenheim 
2004 Kunstverein Rosenheim
2005 „Surrender“, Galerie Tobias Schrade, Ulm
Kunstverein Rosenheim (Katalog)
„Change your mind“, Institut, Berlin
2007„Thinking allowed-the big drawing show“, Ray Hughes Gallery, Sydney
„Neue Euro“, Ray Hughes Gallery, Sydney
„Percosi Paralleli“, Palazzo Albrizzi, Venedig
Kunstkabinett Usedom
Kunstverein Rosenheim (Katalog)
2008 Stiftung „Graf Schwerin Forschungsgesellschaft“ (Katalog)
Art Karlsruhe
„Medium Zeichnung, Haus der Kunst, München (Katalog)
Galerie Friedmann-Hahn, Berlin
Kunstverein Rosenheim (Katalog)
„Fußmann-Schüler“, Galerie Netuschil, Darmstadt
Galerie Tobias Schrade, Ulm
2009 „Westmauer&Schamanen“, Institut Berlin (Katalog)
„Was uns antreibt“, Haus der Kunst, München (Katalog)
2010 Galerie Ei, Berlin
2011 Galerie Tobias Schrade, Ulm
„Tierisch“, Haus der Kunst München (Katalog)
2012 „Münchener Secession goes Istanbul“, Ortaköy Sanat Galerisi, Istanbul (Katalog)
2013 Art Karlsruhe
2014 „Gegenständliche Kunst in Deutschland“, Zentrum für Kultur- und Zeitgeschichte, Berlin
2015 AAF Singapore mit Bicha Gallery, London

Michael Waitz

"Stranger than Evolution"
 

Michael Waitz 2011

Beschäftigt man sich mit der neueren Geschichte der Naturwissenschaften und deren Auswirkungen auf das Verstehen der Menschen über die Welt, ist man sofort in einem riesigen Kriegsfeld (von Schlacht möchte ich nicht reden) angelangt. Die neuen Erkenntnisse der letzten Jahrzehnte sind Theorien in ihrem eigentlichen Sinne, also durch Prüfung bestätigte Annahmen, und ihre Ergebnisse sind unserem Verständnis der Welt und des Lebens zuwider, sie sind das Kriegsfeld, das sich in den weiten Wiesen unseres menschlichen Selbstverständnisses auftut. Bestes Beispiel dafür ist die Theorie der biologischen Evolution nach Charles Darwin. Mit der Veröffentlichung von „Über die Entstehung der Arten“ (London, 1858) ist eine Sicht auf die Welt geboren, die erstmals nicht nur mit den Betrachtungen des menschlichen Geistes über das Wesen der Welt in einer von uns vorgestellten biologischen Hierarchie zusammenhängt. In ihrer Aussage, in darauf hin gefunden Bestätigungen und Verfeinerungen dieser Theorie müssen wir erkennen, dass wir als Individuen Tiere sind, verwandt mit allem Lebenden auf dieser Welt. Diese Verwandtschaft zeigt uns schließlich den Fluss unserer Gene auf, die als kleine, biologisch funktionierende und für uns eigentlich unvorstellbare Machtzentren in uns sind und sich in ihren Mechanismen von denen der Fruchtfliege Drosophilia nicht unterscheiden.
 
In der Theoriebildung ist heute eindeutig, das wir, nicht mehr und nicht weniger als alles Lebende, biologische Körper in jenem Genfluss sind, der sich in unserer Dimension des Seins abspielt. Richard Dawkings, ein ebenso maßgeblicher wie kämpferischer Vordenker auf dem Gebiet der Evolutionstheorie, ist schon lange davon überzeugt, dass in der Weitergabe im Genfluss die eigentliche Bestimmung unserer biologischen Körper liegt („Das egoistische Gen“, 1976). Die Erkenntnis,  dass die Existenz und Entwicklung biologischer Körper dem Fortbestand des Genflusses als „blinden Gestalter“ dient, beinhaltet für uns eine besondere gedankliche Schwierigkeit. Wir fühlen uns als wirklich, als denkend und wir streben nach Erkenntnis. Wir leben mit unseren Stärken und Schwächen, mit Mitleid und Gier. Wir haben moralische Kategorien für unser Tun und Denken benannt. Gleichzeitig führt uns der Weg der naturwissenschaftlichen Erkenntnis, dieses besondere Betrachten und Bewerten der uns umgebenden Umstände, in für uns völlig absurde Vorstellungswelten. Wir sind fähig und nach unserer Vorstellung auch einzig dafür geeignet, diesen Weg zu gehen, wir verweigern aber gleichzeitig die bittere Erkenntnis aus diesem Vorgehen. Ein gemeinsamer Vorfahre, der uns mit Schleimpilzen verbindet erscheint uns ebenso absurd wie die Vorstellung von zwölf Dimensionen, die Relativität der Zeit oder die Tatsache, dass sich einige unserer Molekülbausteine auch schon im Körper von Shakespeare befunden haben. Eigentlich sind wir gerade fast so weit gekommen, wenigstens den Schimpansen als nahen Verwandten anzuerkennen, aber auch das wird von Kreationisten bestritten. Das eigentlich Absurde liegt aber in der Art, wie wir trotz dieser Erkenntnisse über die Welt gehen. Wir benutzen sie als Kulisse für unseren Weg, der eine Mischung aus Kämpfen um menschliche Macht, Wohlstand und Wissen ist. Wir glauben an einen linearen Fortschritt, der sich in unseren Technologien zeigt, nicht aber in der Wertung verschiedener Gruppen der eigenen Species. 
 
Unsere Anschauung der Welt ist eigentlich geprägt von einer Bestätigung der Behaglichkeit menschlicher Existenz, die sich grundsätzlich über die Bestätigung des eigenen Lebensweges und dessen Anschauungen widerspiegelt. Das ist im Hinblick auf das Existierende absolut grotesk.
 
Richard Dawkins hat für die Weitergabe des menschlichen Wissens und Befindens die Mem - Theorie („Das egoistische Gen“, 1978) entwickelt. Völlig plausibel erklärt wird hier, wie menschliche Geisteszustände sich evolutionär entwickeln. Das dieser Geist existiert und als Parallele zum Genfluss sich entwickelt, ist eine der wunderbaren Aussagen innerhalb dieser Theorie. Gleichzeitig ist sie banal, denn wir wissen nicht, in welchen Geisteszuständen sich andere Lebewesen befinden. Das biblische Bild von der Last der Erkenntnis erweist sich hier ebenso als sagenhaft schön, eine Metapher, die uns gleichzeitig als besondere und besonders verlorene Wesen kennzeichnet. In diesem Sinne ist unser Sein „stranger than Evolution“.